10. Internationales Feldbahntreffen

von 6. Bis 8. Oktober 2000 - P'tit train de la Haute Somme (F)

Feldbahnschauanlage Glossen e.V.

Liebe Feldbahnfreunde!

Hiermit möchten wir die Gelegenheit nutzen, unseren Verein, den "Feldbahnschauanlage Glossen e.V." einmal näher vorzustellen. Aber vorab erstmal einiges Allgemeines.

Das Dorf Glossen befindet sich in Sachsen, unweit von Mügeln-Oschatz, wo ja die bekannte Schmalspurbahn verkehrt. Daß es aber in unmittelbarer Nähe dieser Bahn, an der inzwischen abgebauten Zweigstrecke nach Neichen, eine hochinteressante Feldbahn gab, wußten bis Anfang der 90er Jahre nur die wenigsten. Im Mai 1993 hörten dann einige Eisenbahnfreunde aus Dresden von dieser Anlage und suchten sie. Man fand eine vollständig vorhandene, erst 2 Jahre zuvor stillgelegte Steinbruchbahn von ca. 3 km Länge mit Lokschuppen, Brechergebäude, Verladerampe, damals noch 2 Lokomotiven und ca. 100 Loren. In der Grube war sogar noch eine doppelte Kreuzungsweiche, die ja bei Feldbahnen nur äußerst selten zum Einsatz kam, vorhanden. Es wurde eine Arbeitsgruppe gebildet und im Januar 1994 der Verein "Feldbahnschauanlage Glossen e.V." gegründet. Das Gelände wurde von der Gemeinde gekauft und die gesamte Anlage ist unter Denkmalschutz gestellt worden. Mittlerweile sind wir über 20 Mitglieder von denen ca. die Hälfte aktiv mitarbeitet.

Unser Verein hat sich nun zum Ziel gestellt, diese fast letzte vollständige Anlage als betriebsfähige Schauanlage zu erhalten. Dabei soll unsere Feldbahn aber nicht nur für Eisenbahnfreunde, sondern möglichst für die ganze Familie ein Anziehungspunkt sein.

Es wurden einige Personenwagen gebaut, in denen die Besucher an unseren Fahrtagen durch das weitläufige Gelände gefahren werden, um ihnen zu zeigen mit welchen einfachen Mitteln früher unser Quarzitgestein abgebaut, gebrochen und verladen wurde.

Der Höhepunkt ist dabei jedes Jahr unser Steinbruchfest zu Pfingsten, das mittlerweile zum richtigen Volksfest wird.

Doch nun einige Worte zu unserer Feldbahn:

Im Steinbruch von Glossen wurde bis 1991 Quarzit abgebaut, welches ein feuerfestes Gestein ist, daß nach der Verarbeitung zu Schamottesteinen in der Stahlindustrie zum Auskleiden von Stahlschmelzöfen zum Einsatz kam.

Anfangs wurde das Gestein in Loren geladen, die nur von Hand bewegt wurden und nur im eigentlichen Steinbruch verkehrten. Als der Bruch immer größer wurde, baute man dann 1942/1943 eine Feldbahn in 600 mm Spurweite zum Bahnhof Glossen. Im Jahre 1958 kam dann noch die Brecheranlage hinzu. Selbst die Beseitigung der Abraummassen erfolgte in dieser Zeit noch mit der Feldbahn. So entstand mit der Zeit ein Netz von ca. 3 km Länge, das auch heute noch vorhanden ist.

Der Arbeitsablauf war bis zur Betriebseinstellung 1991 folgender:

Das Quarzitgestein wurde von der Abbauwand abgesprengt, wobei der Glossener Bruch der letzte war, der noch mit Zündschnur gesprengt hat. Anschließend wurde das Gestein von Hand in die Loren geladen und zum Brecher gefahren. Die Verladung mit Hand war erforderlich um Verschmutzungen auszusortieren. Im Brecher wurde das Quarzit auf Größe einer Faust gebrochen. Ein zweiter Zug stand unter dem Brecher zur Beladung. Mit diesem Zug, der aus 6 Loren bestand, wurde dann das Gestein zum Bahnhof auf die Verladerampe gefahren. Insgesamt mußte ein Höhenunterschied von über 30 Metern bewältigt werden, sodaß praktisch die gesamte Strecke im Gefälle lag. Außerdem mußte mit einer 33 Meter langen Brücke der Fluß Döllnitz überquert werden. Diese Brücke, die noch dazu im Bogen liegt, ist in diesem Jahr durch unseren Verein restauriert worden und somit wieder befahrbar. Eine weitere kleine Brücke wurde überquert, die noch erneuert werden muß und danach wurde der Zug auf die Verladebrücke geschoben. Diese ist ein recht beeindruckendes Bauwerk von über 100 Metern Länge. Bis 1974 wurde hier das Quarzitgestein in die Schmalspurbahn nach Oschatz geladen ( 750 mm). In Oschatz dann wurde auf 1435 mm umgeladen. Nach der Einstellung der Schmalspurbahn kamen dann Lastkraftwagen zum Einsatz, die unter der Verladebrücke standen.

An Lokomotiven standen von 1942 an vier Diema Loks im Einsatz, von denen eine noch in Dresden Klotzsche vorhanden ist. In den letzten Jahren verkehrten ausschließlich Dieselloks der Baureihe Ns 2f. Von diesen Loks sind heute wieder 4 vorhanden, davon 3 betriebsfähig. Desweiteren befinden sich noch jeweils eine Deutz OME 117, eine O&K RL 1a und eine Ns1 als Dauerleihgabe eines Mitgliedes bei unserem Verein.

Etwa 100 Loren aller Bauarten sind vorhanden mit denen sich die unterschiedlichsten Züge bilden lassen.

Mittlerweile ist fast die gesamte Strecke mit neuen Schwellen ausgerüstet worden, der Lokschuppen restauriert worden und der Brecher wieder in Betrieb genommen worden. Die große Bachbrücke ist ebenfalls fertig restauriert. Eine kleine Brücke, ein Wegübergang und ca. 30 Meter Gleis müssen noch total neu aufgebaut werden in nächster Zeit, damit die Strecke wieder komplett befahrbar ist. Weiterhin müssen die Träger der Brecherbrücke noch erneuert werden, damit auch dieses Bauwerk wieder mit Loks befahren werden kann. Eine kleine Drehscheibe und ein zusätzlicher Lokschuppen wurden mittlerweile noch errichtet um weitere Fahrzeuge unterbringen zu können. Aber auch diese Abstellmöglichkeiten reichen schon nicht mehr aus, sodaß in nächster Zeit noch ein weiterer Schuppen folgen wird, der über eine Schiebebühne angeschlossen wird.

Desweiteren sind auch im nächsten Jahr wieder einige Fahrtage geplant zum Beispiel:

-im Januar Glühweinfahrt

-zu Pfingsten das Steinbruchfest an allen 3 Tagen

-im September der Tag des Denkmals mit Vorführung des Brechers im Betrieb

Außerdem ist es jederzeit möglich über unseren Vereinsvorsitzenden Herrn Koltermann weitere Fahrtage zu vereinbahren.

Feldbahnschauanlage Glossen e.V.

APPEVA
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